Promotionspreisträger 2018
"The impact of tides and mass transfer on the evolution of metal-poor massive binary stars"

Dr. Pablo Marchant Campos und Professor Dr. Andreas Hoeft
Obwohl massereiche Sterne, also solche mit mehr als etwa 10 Sonnenmassen, selten sind, spielen
sie eine Schlüsselrolle im Kräftespiel des Universums. Wichtig sind ihre starken Winde,
ihre Hochenergiestrahlung, sowie der Impuls ihrer finalen Explosionen als Supernovae. Diese
Prozesse bestimmen die Dynamik des interstellaren Mediums in Galaxien zu allen Zeiten der
kosmischen Entwicklung, und damit die Stementstehung, d.h. die Entwicklung der Galaxien
selbst. Weiterhin erzeugen sie durch elementare Fusionsprozesse in ihrem Inneren während
ihrer Entwicklung den Großteil aller chemischen Elemente im Universum. Ohne sie gäbe es
weder Planeten noch Leben.
Trotz ihrer enormen Bedeutung ist die Entwicklung massereicher Sterne noch immer ungenügend
verstanden, und zwar aus zwei Gründen. Zum einen sind sie sehr selten, aufgrund
ihrer Kurzlebigkeit, und weil die Sternentstehung massearme Sterne bevorzugt. Zum anderen
werden nahezu alle massereichen Sterne als Mitglieder von engen Doppelstern-Systemen geboren.
Die Komponenten enger Doppelsterne tauschen während ihres Lebens Masse und Drehimpuls
aus, was Entwicklungs-Vorhersagen komplex macht, denn diese hängen von der Vielzahl
der Anfangsparameter von Dopplesternsystemen ab. Da zusätzlich der Strahlungsdruck-Anteil
am Gesamtdruck mit der Sternmasse wächst, und dadurch die Barriere für theoretisch schwer
fassbare innere Durchmischungsprozesse sinkt, gibt es zur Zeit nur sehr wenige zuverlässige
Vorhersagen zur Entwicklung sehr massereicher Doppelsternsysteme