Wiedereröffnung des historischen Hörsaals im Anatomischen Institut
Wiedereröffnung des historischen Hörsaals im Anatomischen Institut
Ich darf kurz über die offizielle Wiedereröffnung des historischen Hörsaals im Anatomischen Institut am 3. Juni berichten, die freundlicherweise durch die Universitätsgesellschaft unterstützt wurde.
Auf Antrag des Anatomischen Institutes hatte das Rektorat beschlossen, den historischen Hörsaal im Anatomischen Institut in "Otto-Deiters-Hörsaal" umzubenennen. Damit sollen einerseits die herausragenden Beiträge des Bonner Arztes und Anatomen Otto Deiters (1834 – 1863) bei der Etablierung der modernen, zellulären Neurowissenschaften in Erinnerung gehalten werden; andererseits soll hiermit auch auf die lange und anhaltende neurowissenschaftlich Tradition unsere alma mater hingewiesen werden.
Aus diesem Anlass gestalteten wir ein wissenschaftliches Seminar zum Leben und Werk von Otto Deiters. Hierfür konnten wir Frau Dr. Vera Deiters (Düren) und Herrn Prof. Ray Guillery (Oxford) gewinnen.
Frau Dr. Vera Deiters - eine Ur-Ur-Groß-Nichte von Otto Deiters - wurde an unsere alma mater auf Grund Ihrer Arbeiten zum Leben Ihres berühmten Familienmitglieds, die sie am hiesigen Medizinhistorischen Institut durchführte, promoviert. Sie stellte das Leben von Otto Deiters unter Rückgriff auf ihre Familienarchiv lebhaft und nacherlebbar dar.
Prof. Ray Guillery ist ein Ur-Groß-Neffe von Otto Deiters - und er ist einer der wirklich heraus-ragenden Neuroanatomen unserer Tage. Der Schwerpunkt seines Beitrags fokussierte auf das wissenschaftlichen Werk von Otto Deiters und seine Wirkung bis in unsere Zeit. Sein Vortrag bot eine hervorragende und mitreißende geschichtliche Darstellung der Entwicklung hochaktueller Fragen der zellulären Neurobiologie.
Beide Vorträge fanden ein reges Echo und gaben Anlass zu lebhaften Diskussionen.
Das Seminar wurde von einer kleinen Ausstellung begleitet, u.a. mit den Originalen der Dissertation von Otto Deiters, seines posthum publizierten Buches "Untersuchungen über Gehirn und Rückenmark des Menschen und der Säugethiere" sowie ausgewählter Stücke aus der Personalakte der Universität Bonn. Diese wurden freundlicherweise von der Universitäts- und Landesbibliothek (Dr. Renate Vogt), dem Universitätsarchiv (Dr. Thomas Becker) und Dr. Vera Deiters (Düren) zur Verfügung gestellt.
Wir haben die Gelegenheit auch genutzt, um mit Prof. Guillery die eigentliche Wirkstätte von Otto Deiters – das jetzige Kunsthistorische Museum der Universität – sowie ein zeitgenössisches Wohnhaus in der unmittelbaren Nachbarschaft des ehemaligen Wohnhauses von Otto Deiters zu besuchen. Für die dabei gewährte Gastfreundschaft bin ich Herrn Prof. Frank Rumscheid und Herrn RA Thomas Ohm verpflichtet.
Letztendlich wurde die Veranstaltung von einem gemeinsamen Abendessen gerahmt, an dem neben den Referenten Wissenschaftler aus dem Medizinhistorischen Institut, dem Steinmann-Institut für Geologie, Mineralogie und Paläontologie, dem Institut für zelluläre Neurowissenschaften, dem Institut für Neuropathologie und dem Anatomischen Institut teilnahmen. Auch hierbei gab es lebhafte wissenschaftliche Diskussionen; u.a. wurden erste Vorgespräche dazu geführt, ob und wie das Werk Otto Deiters im englischsprachigen Wissenschaftlern zugänglich gemacht werden könnte. Ein weiteres interessantes Ergebnis dieser Gespräche war, dass dabei geklärt werden konnte, dass in der Universitäts- & Landesbibliothek das Originalmanuskript des 1865 von Max Schulze posthum veröffentlichten Buches von Otto Deiters "Untersuchungen über Gehirn und Rückenmark des Menschen und der Säugethiere" vorliegt. Das ist von Interesse, da damit das Rüstzeug für die historisch-wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Frage nach dem wissenschaftlichen Verhältnis von Otto Deiters und Max Schulze zur Verfügung steht.
Bericht Herr Professor Schilling, Anatomisches Institut