Archäologische Ausgrabungen in Gabii bei Rom
Archäologische Ausgrabungen in Gabii bei Rom
Seit 2008 graben Bonner Studenten in Gabii aus, und seit 2010 ist das feldarchäologische Projekt an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms Universität Bonn angebunden (http://www.ai.uni-bonn.de/lehre-und-forschung/projekt-gabii-latium-1). Die Untersuchung zu den vorrömischen Befestigungen wird aus Mittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert und vom Maria von Linden-Programm der Universität bezuschusst. Jeden Herbst fanden seitdem Ausgrabungen statt, die einigen Studierenden der archäologischen Fächer einen umfassenden Einblick in den Alltag der praktischen Grabungsarchäologie boten.
Die Forschungsgrabung in Gabii ist zugleich als Lehrgrabung konzeptiert. Für die verschiedenen Grabungsareale, auch Grabungsflächen oder Grabungsschnitte genannt, wird zu Beginn der Ausgrabung eine relativ feste Arbeitsgruppe aus italienischen und deutschen Studierenden eingeteilt. Die technische Organisation der Arbeitsabläufe einer solchen Grabungsfläche liegt bei den jeweiligen Schnittleitern, die die Dokumentation in Wort, Foto und Handzeichnung übernehmen und die die deutschen und italienischen Studenten fachgerecht anleiten. Die wissenschaftliche Aufsicht liegt bei der Projektleiterin, die im ständigen Austausch mit den Schnittleitern Richtungen vorgeben und Prioritäten setzen kann. Der Attraktivität der Lehrgrabung für die Studierenden liegt besonders darin, dass ein/e jede/r - abgesehen von der Schulung bei der Freilegung der Erdschichten - in die organisatorischen Abläufe eingebunden wird. Mit wachsender Erfahrung helfen die Studierenden auch bei der umfangreichen Dokumentation der Erdbefunde und Strukturen und gewinnen so mit der Zeit einen lehrreichen Einblick in die Dokumentation archäologischer Ausgrabungen. Zusätzlich zu dem normalen Tagegeschäft übernimmt jede/r Teilnehmer/in einen besonderen Aufgabenbereich (Beauftragte für Schlüssel, Werkzeug, Erdproben, Vermessung...) und wird damit ein integratives Mitglied des gesamten Teams. Eine Verzahnung der beiden Arbeitsgruppen, Fundbearbeitung und archäologische Ausgrabung, können wir erreichen, indem wir regelmäßig Arbeitstreffen direkt vor Ort durchführen.
Auch im Herbst 2014 fuhren wieder eine Reihe von deutschen Studenten und Studentinnen nach Italien, um Funde zu bergen sowie Erdschichten abzutragen und Mauerreste freizulegen. Die diesjährige Kampagne fand im September statt und war die vorerst letzte dieses Projektes. Daher wurde „im Feld“ besonders viel gezeichnet, um die Strukturen und Schichten für die Vorlage im Grabungsbericht umfassend zu dokumentieren. In der Fundbearbeitung ging es vor allem um das chronologische Gerüst der einzelnen Bauphasen, das wir wieder mithilfe der Keramikscherben festigen wollten. Bei den Ausgrabungen orientierten wir uns an den Fragestellungen des Projektes und versuchten einige noch offene Fragen zu der Befestigungsmauern zu beantworten. Daher konnten wir leider die Ausgrabung der metallverarbeitenden Werkstatt im Moment nicht fortführen. Die Bergung interessanter Funde machte natürlich immer besondere Freude. In diesem Jahr konnten wir allerdings keine außergewöhnlichen Funde tätigen, dafür freuten wir uns über Pfostenlöcher, die uns wichtige Hinweise auf die Konstruktion der eisenzeitlichen Befestigungsanlagen geben. Die Ergebnisse der Kampagne sind sehr zufriedenstellend, auch wenn immer wieder neue Fragen aufgeworfen werden.
Hinsichtlich der Ausbildung der Studierenden war die diesjährige Kampagne wieder ein großer Gewinn. Sie konnten praxisbezogene Erfahrungen in einem möglichen, zukünftigen Betätigungsfeld sammeln. Die Teilnehmer/innen der Gabii-Grabung sind nun ebenfalls befähigt, Grabungspublikationen als Teil der wissen-schaftlichen Fachliteratur nicht nur zu lesen, sondern mit ihrem neuen Erfahrungshorizont kompetenter beurteilen zu können.
Wir möchten der Universitätsgesellschaft Bonn für die finanzielle Unterstützung herzlich bedanken.